Viele reden immer über Anstand, ich rede jetzt aber mal über den Abstand, den wir so halten (sollten?), wenn wir uns so mitten im öffentlichen Leben bewegen oder eben auch nicht bewegen – sondern stehen: An der Kasse, am Bankautomaten, im Bus.

Ist es in der Bank noch relativ einfach, sich an den Schilder “Bitte Abstand halten” (Diskussion im Brigitte-Forum) zu richten, fällt es scheinbar schwerer in anderen Bereichen. Das mag aber auch wirklich stark abhängig sein vom Wesen jedes Einzelnen. Wenn ich im Verkauf tätig bin, suche ich nicht die Nähe der Kunden, sondern möchte bewusst ein neutrales Bindeglied zwischen Ware und Mensch sein. Andersherum wünsche ich das auch.

Aber in der Öffentlichkeit halte ich es da eher so, dass ein bisschen mehr Distanz besser ist, als zu viel Nähe zuzulassen. Niemand muss mich extra berühren, um mich besonders auf etwas aufmerksam zu machen – im Gegenteil: Mit dem Zerstören überhaupt irgend einer Distanz hin zu körperlichem Kontakt können im Grunde sämtliche Alarmglocken schrillen mit der Folge von Abwehrreaktionen.

In der Karrierebibel ist das eigentlich ganz gut beschrieben mit der öffentlichen, sozialen, persönlichen und der intimen Zone und auch wenn dies schon 1963 festgestellt wurde – so schnell ändern sich die Menschen nicht und diese Zonen gelten noch heute. Auch im Beruf sollte es nicht zu größeren Überschneidungen kommen bezüglich der Nähe von zum Beispiel Vorgesetzten zu Untergebenen!

Für ein Projekt haben Studentinnen in einer Fußgängerzone die “Personal Bubble” nach und nach durchbrochen und beobachten die Reaktionen der Passanten. Quelle: YouTube

Das wäre genauso das Aus jeglicher Vertrauensgrundlage wie zum Beispiel im Verhältnis Arzt/Patientin oder Fahrlehrer/-Schülerin, das Wissen um diese Gefahr samt der Umsetzung muss immer in erster Linie von der Übergeordneten Stellung ausgehen und darf nicht erst dazu führen, daraufhin angesprochen zu werden. Sollte es vonnöten sein, dann immer sofort und direkt das Problem ansprechen!

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Oben habe ich es schon geschrieben, im Job mag ich lieber mehr Distanz als zu wenig und das kommt vielleicht auch aus der Zeit, an der ich vor der Tür an der Kasse stand und ich mich weder ablenken, noch wegziehen oder in dem Bereich auflockern ließ. Denn nichts anderes tun Trickdiebe auf der Straße: Dieses “Menscheln” ausnutzen, Hilfsbereitschaft signalisieren oder fallweise allzu starke Dankbarkeit mit Arm-auf-die-Schulter-legen, mit den Händen die Berührungsempfindsamkeit  herab zu setzen oder mit Gegenständen wie Stadtplan oder Zeitung die Nähe erzwingen.

Absolventa Karriereguide: Nähe und Distanz

Daher ist aus meiner Sicht die vielzitierte “gesunde Distanz” zwischen Menschen gut und wichtig, auch um diese Schritt für Schritt abzubauen je nach Gefühl und ohne dass eine Seite die andere überfordert. Das hilft einem auch in anderen Bereichen weiter bei der Meinungsbildung oder wenn Menschen gezielt um Vertrauen werben.

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