Das war schon eine seltsame Stimmung in der Hansestadt am Sonntag, als man die vielen Menschen ihr Hamburg wieder aufräumten nach den schweren Krawallen rund um den G 20-Gipfel von Donnerstag bis Samstag. Es war ein bisschen so, als hätte man ein paar Tage lang eine völlig aus den Fugen geratene Party veranstaltet und am Tag danach kommen die Eltern völlig geschockt nach Hause und reißen als erstes die Fenster auf, um viel frische Luft in die Stube und die Köpfe zu bringen.

Viele Hamburger haben Flagge gezeigt

Und tatsächlich haben die mehrere tausend Hamburger Flagge gezeigt gegen das Rowdytum und sich in mehreren Interviews auch klar positioniert. So gesehen dürften die allergröbsten äußerlich sichtbaren Schäden schon wenige Tage nach dem G 20-Gipfel nicht mehr wahrnehmbar sein. Aber natürlich darf man nicht vergessen, dass zahlreiche Geschäfte von den Plünderungen und Gewaltseskalationen immer noch betroffen sind, diverse Autos sind in Flammen aufgegangen und nun kann man nur hoffen, dass die Versicherungen oder die Regierung (Hamburg und der Bund) schnell und relativ unbürokratisch Hilfe gewähren, so wie es auch von Kanzlerin Angela Merkel versprochen wurde.

Der Wahlkampf beginnt mit der Nachbereitung

Es steht übrigens außer Frage, dass man solche Einladungen auch weiter in größere Städte aussprechen kann, hier steht Aussage gegen Aussage beim Justizminister Heiko Maas und auf der anderen Seite von Innenminister Thomas de Maizière. Während also die CDU durchaus der Meinung ist, solche Gipfel und andere vielleicht auch kontroverse Treffen könne man weiter in größeren Städten mit all seinen Risiken durchführen, sieht die SPD scheinbar ein Umdenken für erforderlich. Doch in dieser Form wird sich so etwas wohl kaum wiederholen, weil die Fehler sicherlich analysiert werden und man in der Zukunft eventuell doch anders auftreten wird.

Siehe auch
Faeser wird niemals Hessen Wahl gewinnen
Hier ging es für die G20-Teilnehmer am Freitagabend hin: Elbphilharmonie am Hafen und der Speicherstadt

Trotzdem soll auch nicht vergessen werden, dass es am Samstag zum Beispiel Hunderttausende waren, die gegen die G 20 friedlich protestiert haben und auch schon die Tage davor war nicht alles schwarz und düster, sondern viele Verbände haben klar Stellung bezogen und sich wirkliche Mühe gegeben, ihrem Protest Ausdruck zu verleihen. Dies geschah auch schon in zahlreichen Veranstaltungen im Vorfeld und auch die ganze Bewegung im Rahmen der Vorbereitung hat schon viele Menschen verbunden.

In der Elbphi Beethovens „Ode an die Freude“ – draußen kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei

Doch man muss auch mal ganz klar feststellen, dass Reden immer mehr bringt als sich in seiner Meinung abzuschotten und so gab es viele bilaterale Gespräche, die so in dieser Form unter Umständen gar nicht stattgefunden hätten. Natürlich gehört auch etwas Show dazu und einiges, was beschlossen wurde, ist von langer Hand geplant gewesen und wartete nur auf den richtigen Zeitpunkt bzw. wurde nur durch die Staatsoberhäupter an diesem Wochenende als Gemeinsamkeit präsentiert. Jeder Dialog, jedes Wort und jede Verständigung miteinander ist immer besser, als sich in seinen Positionen unversöhnlich gegenüber zu stehen. So wächst das Misstrauen und dies baut sich nach und nach weiter auf – und das kann nun wirklich auch niemand wollen, oder?

Die Ergebnisse des G20-Gipfels sind ausbaufähig

Der Verantwortung sind sie wahrscheinlich trotzdem nicht gerecht geworden, wenn man einmal bedenkt, dass hier diese vertretenen Länder 70 % repräsentieren – hier ist in vielen Punkten auf alle Fälle mehr möglich gewesen und so gesehen kann man auch die Kritiker verstehen, die mit ihren Hinweisen auf die spärlichen Lösungen und sehr schwammigen Formulierungen ebenfalls im Recht sind. Dadurch dass man aber nicht weiß, was ohne den G 20-Gipfel herausgekommen wäre oder ob überhaupt etwas ähnliches stattgefunden hätte, muss man auch schon mit kleinen Dingen zufrieden sein und daher wird es auch 2018 in Argentinien wieder eine G 20 geben, vermutlich aber mit weniger Protest aus aller Herren Länder.

Siehe auch
Deutschland das beste Beispiel für gescheiterte Klimapolitik

Baut Saudi Arabien eine eigene G20-Stadt?

Wenn 2020 Saudi Arabien erst mal den G 20-Gipfel veranstaltet, werden dort gewiss umfangreiche Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden oder die werden ab nächstem Jahr einfach mal gebaut. Derartige Probleme wie Deutschland mit dem Platzmangel außerhalb der Großstädte Berlin, Hamburg oder München gibt es in diesen Ländern nicht und wir wollen mal sehen, wie bis dahin der Globus aussieht und ob dann nicht doch die eine oder andere Nation hinzukommt. Schließlich gibt es viele Dinge, die man gemeinsam besprechen könnte und hier sollten möglichst viele Kandidaten aus allen betroffenen Kontinenten vor Ort sein. Ich bleibe bei meiner Meinung, dass solche Treffen auch für die Aufmerksamkeit wichtig sind, auch wenn am Ende nicht viel bei herauskommt – die Symbolik ist nicht zu unterschätzen und wer weiß, was alles auf den Fluren und zwischen den Zeilen so besprochen worden ist.

Das Gras muss wachsen und Wunden müssen heilen

Jetzt kann man also nur hoffen, dass alle Verletzten wieder schnell genesen und buchstäblich einiges an Gras über die Sache wächst. Was aber nicht heißt, dass man die Geschehnisse nicht abarbeitet und daraus lernt. Vor allem die friedlichen Proteste hätten etwas mehr in den Fokus gerückt werden sollen und die Stimmen hätten ein lauteres Vernehmen verdient gehabt. So bleibt ein etwas fader Beigeschmack, etwa so wie nach einer durchzechten Nacht – da muss dann erst mal alles raus, der Magen muss sich erst füllen mit gesunden Dingen und die Sinne müssen sich neu sortieren. Nach diesem reinigenden Gewitter kann also eigentlich vieles nur besser werden, egal ob global auf der Welt oder lokal in der jetzt wieder schönen Hansestadt Hamburg.