Oft wird einem ja suggeriert, dass der Einstieg in die Berufswelt nur deshalb nicht funktioniert,…
Oft wird einem ja suggeriert, dass der Einstieg in die Berufswelt nur deshalb nicht funktioniert, weil man unqualifiziert sei oder eine entsprechende Ausbildung fehlt. Dabei bin ich aber der Meinung, dass der Mensch an sich die Fähigkeit besitzt, ein Lerntempo den Gegebenheiten anzupassen und zusätzlich noch durch eine permanente Wiederholung des gleichen Prozesses ebenfalls ein gewisser Lerneffekt eintritt. Beispielsweise bei immer wiederkehrenden Abläufen, Kontrollen oder Mechanismen. Zu Anfang muss das eben alles erlernt werden, aber nach relativ kurzer Zeit haben sich die Dinge im Kopf verfestigt und es geht nur noch um die praktische Umsetzung. Darum gibt es auch Berufe, die für jedermann geeignet sind und die ich auch immer mit in die Auswahl einbezogen haben. Hier sollten also nicht spezielle handwerkliche Fähigkeiten gefordert werden oder ein tiefergehendes Wissen in einem einzigen Themenfeld, sondern Tätigkeiten aus dem Alltag. Das bedeutet auch, ohne dass man hierfür extrem sportlich sein muss oder Gewichte gestemmt haben sollte. Beim Beruf des Altenpflegers oder der Krankenschwester sollte dieser Aspekt demnach nicht unter den Tisch gekehrt werden – das ist ein für Rücken, Körper und Seele unheimlich anstrengender Job mit oft zu wenig Lobby und Bezahlung. Zurück zu den Berufen, die für jedermann geeignet sind:
– Logistik: Je nachdem, in welchem Bereich man eingesetzt wird, gibt es in dieser Branche Berufe mit kurzer Anlernzeit und sofern es keine schweren Lasten zu heben gibt, ist das auch für die Mehrzahl ein annehmbarer Beruf. Vorher sollte man sich vielleicht einem Gesundheits-Check unterziehen, um die körperliche Belastbarkeit zu prüfen. Die Auslieferung und auch die Lagerarbeit zähle ich ausdrücklich nicht dazu, weil hier zum Beispiel ein Führerschein oder eine besondere Qualifikation für dort zu nutzende Fahrzeuge (Ameise, o.ä.) erforderlich ist. Ich selbst habe schon in einem Archiv gearbeitet, aus dem Akten herausgesucht und abgelegt werden mussten. Das kommt in etwa dem gleich, was zum Beispiel bei Versandhändlern zu tun ist.
– Fabrikarbeit: Ist zwar nicht mehr so modern, eventuell auch der falsche Begriff – aber gemeint sind Jobs in der Fertigung oder am Fließband. Ein gutes Beispiel sind Produktionsstätten, die Helfer brauchen, um Abläufe zu kontrollieren und mit Stichproben Produkte zu entnehmen. Oder auf irgendeine Packung muss noch ein Kleber rauf überall oder CD´s müssen in eine Hülle gesteckt werden zusammen mit dem Inlay. Weiter könnten bestimmte Rohmaterialien in eine Umverpackung immer fünf Stück usw usf – das waren Beispiele aus einer Verpackungsfirma, die auch Ware mit einer Maschine folienverschweißt. Diese Dinge habe ich zum Beispiel auch alle schon als Arbeit erledigt und wenn das Betriebsklima stimmt mit Musik und netten Kollegen (was bei mir der Fall war) – dann geht die Arbeit doppelt schnell und macht auch noch Spaß. Aber das kapieren ja einige angebliche Führungskräfte nicht und handeln nach dem einfallslosen Prinzip, Druck auf den Mitarbeiter auszuüben. Die Folge ist Krankheit oder Depression und manchmal wehrt sich der Mitarbeiter auch
– Botendienst: Gemeint ist auch wieder innerhalb eines Gebäudes, eines Amtes oder einer Institution. Dazu gehört Posteingang und –ausgang, Akten, Papiere oder Dokumente zuordnen und ggf. in die entsprechenden Verteiler stecken oder sogar gleich ähnlich wie ein Postbote (nur ohne Fahrrad und gegnerische Hunde) in der direkten Zustellung in die Zimmer. Meist früher Beginn, da die Eingangspost schnell bearbeitet werden muss und man eventuell einige Dinge vorarbeiten kann, falls ein zweiter Zustelldienst mit zum Beispiel Päckchen auch noch kommt. Hinzu kommen außerdem noch die dienstlichen ´Botengänge von einem Raum zum anderen, wenn dann alle da sind. Ähnliches habe ich schon gemacht mit dem Bringen und Holen von Akten aus dem Archiv oder abzuarbeitende Listen mit Filmkassetten zu den entsprechenden Kolleginnen. Ein guter Artikel unter anderem über On-Board-Kuriere und weitere außergewöhnliche Jobs: Ungewöhnliche Studentenjobs: Ja, dafür werden wir bezahlt
– Digitalisierung: Bei so viel Papierbergen, die immer noch in den Amtsstuben verschimmeln eigentlich ein Beruf mit Zukunft, denn alles muss irgendwann sowieso auf die große Festplatte rauf, damit es für alle gleich abrufbar ist und dazu müssen die ganzen Akten und Dokumente vorbereitet werden (Entklammern, Entheften, Notizzettel raus usw.) – außerdem haben Firmen längst umgestellt auf papierlose Büros, bei denen auch die Briefe gleich eingescannt werden und alles andere wird danach entsorgt. Daher muss auch alles kontrolliert werden, ob alles fehlerlos in der EDV angekommen ist oder ob es durch menschliches Versagen oder technischen Defekt Probleme gab. Sehr verantwortungsvoll, mit interessanten Möglichkeiten auch bei der Zeiteinteilung und den Schichten (20h/30h/40h). Genau das habe ich auch schon gemacht im öffentlichen Dienst, befristet.
– Kasse/Verkaufshilfe: Beides in einem zusammengefasst soll heißen, Berufe im Einzelhandel sind immer noch gefragt, auch der Online-Handel weiter auf dem Vormarsch ist. Helfende Hände werden sowohl an der Kasse als auch beim Auffüllen der Regale, bei der Warenannahme und beim Auspreisen benötigt. Außerdem kommt es auch immer wieder zu Fragen, die den Mitarbeitern gestellt werden von Kundinnen und Kunden. Es ist also bei einem Shop, Markt für Lebensmittel oder Multimedia und selbst an kleinen Ständen in Centern immer wieder Gelegenheit, als Verkaufshilfe oder an der Kasse mitzuhelfen. Selber habe ich lange Jahre in der Beratung oder als Promoter gearbeitet, das Problem ist hier eher die Unregelmäßigkeit und später kamen auch 6x 10h = 60h-Wochen plus Arbeitsweg hinzu.
– Wachdienst: Natürlich habe ich auch schon das Thema Wachdienst durch in der damals noch möglichen einfachen Variante, was mir aber sehr langweilig vorkam – aber für andere genau deshalb richtig ist. In jedem Falle auch für viele absolut im Machbaren Bereich, allerdings wird jetzt ein spezieller Kurs (Sachkundeprüfung für das Bewachungsgewerbe) notwendig, der wie in meinem Falle nicht immer von der Arbeitsagentur genehmigt wird!
– Promotion: Zettel verteilen, Flyer an Besucher in Messen oder Fußgängerzonen geben oder Helfer an Ständen – das sind auch so kleine Jobs, die eigentlich jeder auch mal am Wochenende tätigen kann und so vielleicht den Einstieg hat zu einer richtigen festen Anstellung. Auch im Einzelhandel gibt es oft in Elektronikmärkten Fachberater, die nur am Wochenende da sind und vorher an 1-2 Tagen geschult wurden.
Wir sehen also, es gibt immer einige Berufe, die für jedermann geeignet sind. Natürlich spielen persönliche Lebensplanung, Arbeitszeiten oder –wege auch eine wichtige Rolle dabei. Des weiteren muss die machbar und schaffbar sein und sollte einen nicht jeden Tag an die physischen und psychischen Grenzen führen – was bisweilen gerade in oben genannten Arbeitsverhältnissen eher vorkommen kann, als bei einem besser gestellten Beruf, bei dem auch ein entsprechendes Umfeld wie Betriebsrat oder intelligente Vorgesetzte und Kollegen, die einen nicht mobben, die Regel sind und nicht die Ausnahme. Viel Erfolg und ich hóffe, ich konnte einige Anregungen geben für Menschen, die auf der Suche nach einer neuen Aufgabe und einer beruflichen Perspektive sind.