Wer die Wahl hat, hat bekannter weise die Qual. Nur sollte es nicht zur Qual…
Die Avocado – die Luxusfrucht in den deutschen Küchen
Der Avocadobaum gehört zu den Lorbeergewächsen und ist immergrün. Seine Blätter sind dunkelgrün und bis zu 45 Zentimeter lang. Er kommt ursprünglich aus dem südlichen Zentralamerika, kann aber in allen warmen und eher trockenen Gegenden wachsen. Die Früchte des Avocadobaumes fallen noch vor der vollen Reife vom Baum und reifen erst auf dem Boden völlig aus. Daher kann man sie in hiesigen Supermärkten auch oft noch recht hart kaufen, da sie meist noch nachreifen. In Deutschland ist Fuerte der bekannteste Typ der Avocado. Sie ist birnenförmig und hat eine mittelgrüne Schale, sowie gelbes Fruchtfleisch. In vielen anderen Ländern ist die Mutation Hass beliebter. Diese Avocados sind eher oval und haben eine dicke, dunkelviolette Schale.
In den Tropen und Subtropen Zentralamerikas wird die Avocado wahrscheinlich schon seit 10.000 Jahren genutzt. In aztekischen Schriften wird die Frucht erstmals ca. 300 v. Chr. erwähnt. Europa kam erst im 16. Jhh. mit der Avocado in Kontakt. Die spanischen Eroberer brachten sie von ihren zahlreichen Reisen mit in die Heimat. Daher wird sie schon in den 20er Jahren des 16. Jahrhunderts erstmals in einer europäischen Quelle erwähnt. Der Spanier Martín Fernández de Enciso beschreibt in seinen literarischen Werken die Wunder des neuen Kontinentes, dabei findet auch die Avocado Beachtung. Sie wird hier als butterähnliche Masse beschrieben, die zu den Hauptnahrungsmitteln der Einheimischen gehörte. Wann die Frucht aber tatsächlich zum ersten Mal nach Europa gebracht wurde, ist nicht genau bekannt. Manche Experten sagen, dass schon die ersten Entdecker die Früchte als Proben aus der fremden Welt mit nach Hause gebracht hätten. Diese Behauptungen können aber bisher nicht wissenschaftlich gestützt werden. Fest steht, dass die Seefahrer den Avocadobaum erst in die Karibik, dann über ganz Südamerika verbreiteten. Im 19. Jahrhundert kamen diese dann bis in die Tropen und Subtropen Afrikas. Seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts werden die Bäume auch rund um das Mittelmeer angebaut. Die Mutation Hass, die heute eine der beliebtesten Avocadotypen der Welt ist, trat erstmals in den 30er Jahren in Kalifornien auf und wurde schnell immer beliebter.
Von der Avocadofrucht ist nur das Fleisch, nicht aber Schale oder Kern, genießbar. Besonders beliebt sind Avocaos in Dips, Salatsoßen und Cremes. Daneben ist sie ein bedeutender Bestandteil von vegetarischem Sushi in der japanischen Küche. Die steigenden Beliebtheit der Frucht in den letzten Jahren lässt sich auch dadurch erklären, dass die Küche an sich immer internationaler geworden ist und internationale Gerichte ebenfalls immer mehr zu festen Bestandteilen in den deutschen Speiseplänen geworden sind.
Obwohl die Frucht mittlerweile aus keinem gut sortiertem Supermarkt wegzudenken ist, galt sie bis vor 30 Jahren wie Kaviar noch als absolutes Luxusprodukt. Erst nach dem zweiten Weltkrieg kam es überhaupt zu den ersten Exporten im größeren Stil. Zwar sind die Avocadobäume im Allgemeinen recht widerstandsfähig und haben keine außergewöhnliche Ansprüche an den Boden, die Ernte der Früchte jedoch setzt viel Erfahrung voraus. Außerdem ist der Transport recht kompliziert und darf höchstens 17 Tage dauern, dabei müssen die Früchte die gesamte Zeit äußerst vorsichtig gehandhabt werden. Durch den technischen und chemischen Fortschritt konnte die Frucht immer billiger verkauft werden. Unterstützt wurde dieser Trend dadurch, dass die Pflanze besonders gut in den Ländern wächst, in denen die Löhne der Arbeiter auf einem enorm niedrigen Niveau liegen. Heute ist die Avocado längst kein Produkt mehr für den Delikatessen Shop.
Der Trend zu günstigen Avocados verlief linear mit der Senkung der Wertzölle bei Einfuhr von Avocados aus Mexiko. Durch diese waren auch die Anbieter aus anderen Ländern dazu gezwungen ihre Produkte billiger zu verkaufen. Aus diesen Gründen werden heute in deutschen Discountern Avocados ab 70 Cent angeboten. (Gast-Autor)