Das ist neu: Der Focus hat scheinbar eine neue Methode entwickelt, Umfragewerte neu zu deuten und seinen Lesern das Ergebnis mundgerecht mit der für richtig gehaltenen Würze und Portionierung zu präsentieren. Auf ihrer Facebook Seite überraschen sie mit der Überschrift, dass die AfD für dreiviertel aller deutschen unwählbar sei. Bei der neuen Emnid-Umfrage Ende Februar kommt die AfD auf 11 Prozent, die Union auf 36 Prozent, die SPD auf 24 Prozent, die Grünen auf 10 Prozent, die Linke auf 9 Prozent und die FDP würde mit 5 Prozent in den Bundestag einziehen – so ist der Focus zu zitieren.

Jetzt kommt das umgedrehte, wenn der Focus mitteilt, das Potenzial dieser Partei sei begrenzt. Das ist eigentlich das normalste der Welt, dass ein bestimmtes Wählerpotenzial egal ob CDU, SPD oder sonst wer, eine bestimmte Menge an Menschen anspricht und im Umkehrschluss andere eher nicht. Neu ist, dass man also die Umfrage anders liest – so müsste man bei der CDU als Schlagzeile bringen, dass die Hälfte der Bevölkerung ihr Kreuzchen auf keinen Fall bei der Union machen würde. Oder die Schlagzeile für die Grünen würde lauten „für 80 Prozent der Deutschen sind die Grünen unwählbar!“ Und dann wird das aufgedröselt, dass von den 20 Prozent sie 10 Prozent auch wählen würden und weitere 10 Prozent es für denkbar hielten oder generell Sympathie für diese Partei empfinden würden.

Das ist die Art der Berichterstattung, die von einigen Seiten sich den Vorwurf der Manipulation oder der falschen Deutung gefallen lassen muss. Aber wenn man sich auf der Facebook-Seite von „Focus Online Politik“ umschaut, dann gibt es dort auch so Meldungen wie „Paar baut eigenen Haikäfig und geht baden – was dann passiert… Unglaublich… Bitte klicken“ oder weitere Klickbaiting-Artikel zum neuen Aussehen von Patricia Blanco oder zu einem Gruselfund eines Arztes im Gehörgang. Auch in das Thema „Politik“ scheint für den Focus zu passen, wenn über sich den Kiefer ausränkende Schlangen oder über die effektivsten Übungen, seinen Bauchfett loszuwerden, berichtet wird. Schlicht gesagt, die Facebook Seite „Focus Online Politik“ hat relativ wenig mit der ursprünglichen Zeitschrift zu tun und relativ wenig mit Politik. Und das was online präsentiert wird, wird einem wie gewünscht so in den Mund gelegt und präsentiert. Praktisch dabei ist, dass man selber nicht mehr denken muss und man sich immer in seiner vorher gefestigten Meinung bestätigt fühlt.

Bislang bot die Flüchtlingskrise den Nährboden für einen Höhenflug der AfD in Meinungsumfragen. Nun hat die Partei laut einer aktuellen Emnid-Umfrage erstmals Stimmen verloren. Demnach ist auch das Wählerpotenzial begrenzt.

Quelle: Zwei Wochen vor Landtagswahlen: Für drei Viertel aller Deutschen ist die AfD unwählbar – Video – Video – FOCUS Online

Siehe auch
Immer nur Bosbach reicht auch nicht

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