Zum letzten Heimspiel in der Saison 2015/16 pilgerten noch einmal über 60.000 Fans ihrer Teams von Hertha BSC und Darmstadt 98 Berliner Olympiastadion. Für beide ging es auch noch viel, das Heimteam konnte immerhin durch einen Sieg aus eigener Kraft die Position in der Tabelle erheblich verbessern und so für eine längere Sommerpause sorgen. Allerdings ging es bei den Gästen aus Darmstadt ebenfalls noch um etwas: nämlich um nichts weniger als den Klassenerhalt und so kamen auch viele Lilien-Fans in die Hauptstadt. Das schöne am vorletzten Spieltag ist der, dass die Anhänger des Auswärtsteams schon monatelang vorher planen können, weil der Termin mit Samstag und der Uhrzeit schon extrem lange feststeht. Außerdem ist es in den meisten Fällen so, dass es noch für irgend ein Team um etwas geht oder man nutzt die Auswärtsfahrt bzw. den Besuch des favorisierten Clubs dazu, sich für die Saison zu bedanken und somit auch etwas Eintrittsgeld in die Kassen zu spülen.
Volle Hütte und Vorfreude – selbst der Himmel in blau-weiß
Während auch in Gelsenkirchen, Mönchengladbach und die Mainzer in Stuttgart um Punkte für eine bessere Platzierung im europäischen Wettbewerb kämpfen, konnte Hertha BSC schon relativ früh durch eine feine Kombination und Darida mit 1:0 in Führung gehen und, so schnell klare Verhältnisse schaffen und vielleicht sogar nachlegen. Das würde den Kessel vielleicht zum explodieren bringen, zumal die Mannschaft perfekte Bedingungen und keine Ausreden hatte: es war wirklich wunderschönes Wetter bei Sonnenschein und blauem Himmel, Hertha hatte unter der Woche keine größeren Verletzungen zu beklagen und Dardai konnte aus dem Vollen schöpfen. Zudem hatte man im Gegensatz zum Abstiegskandidaten Darmstadt relativ wenig Druck, weil eine Platzierung innerhalb Platz 5 und 7 gesichert war und es nur noch darum ging, eine etwas bessere Ausgangsposition für die Euro League zu erkämpfen.
Die Ostkurve wieder mit Spruchband – Samstagsspiele sind möglich
Doch schon gefühlt nach ein paar Minuten konnten über 5000 Darmstädter Fans ihrem Jubel freien Lauf lassen, weil in der 25. Spielminute das 1:1 erzielt wurde – inzwischen stand es beim VfB Stuttgart 1:0 und auch die Eintracht aus Frankfurt führte gegen Borussia Dortmund 1:0. Dadurch war das Lilien-Team schon auf Platz 14, aber für die Hauptstädter eigentlich kein Problem. Man kann ja einfach mit einem zweiten Tor wieder für etwas mehr Spannung sorgen und die eigenen Ziele verfolgen. Leider wurde das Spiel etwas verkrampfter und die Gäste erspielten sich weiterhin auch ihre Chancen, es war ein offenes Spiel mit der von Darmstadt gewohnten Zweikampfhärte.
Neben der Zusatztribüne die Fans von Darmstadt 98
Der Schiedsrichter spielte wieder seine eigene Rolle, Brych übersieht ja gerne mal das eine oder andere Handspiel im Strafraum und steht außerdem nicht im Verdacht, auch nur irgendwann einmal parteiisch bzw. zugunsten von Hertha gepfiffen zu haben. So gab es das eine oder andere Mal durchaus Gelegenheit zur Kritik, aber vor allen Dingen müssen die Herthaner in ihrem Heimspiel vor über 60.000 Fans selbst Fakten schaffen und so spielen, dass im Strafraum Situationen entstehen, die für einen Elfmeter reichen oder man am besten selbst mehr Tore schießt. Auf diese Song bezogen hat Hertha BSC die wenigsten Schüsse aus der 2. Reihe zu verzeichnen, auch so etwas könnte man auf den Plan für die Saison 2016/17 schreiben im Training.
Als Dankeschön für die Unterstützung gab es Freibier. Prost.
Zwischenzeitlich war sogar noch die Teilnahme an der Championsleague möglich, weil Bayer 04 Leverkusen in Gladbach mit 1:0 in Führung gegangen ist und auch Mainz ja in Stuttgart zurücklag. Es wären also auch Zeichen an die Konkurrenz gewesen, wenn man schon in der 1. Halbzeit Fakten geschaffen hätte und nach der 1:0-Führung nachgelegt hätte. Allerdings blieb es auch in der 2. Halbzeit so, dass uns der Schiedsrichter nicht gewogen war – Abseits sollte man schon erkennen können bzw. wenn es kein Abseits ist, sollte man im Zweifel für den Angreifer das Spiel einfach laufen lassen. So wird scheinbar willkürlich das Spiel unterbrochen und später in den Zusammenfassungen wird man sehen, dass kein Abseits vorlag. Man sitzt dann immer als Fan auf seiner Tribüne und fragt sich, was da in den Leuten mit der Pfeife im Kopf vorgeht. Auch darum muss man die Schlagzahl erhöhen in den Heimspielen und selbst mehr Tore schießen, Pal Dardai legte auch noch einmal personell nach und wechselte offensiv aus, spielte zwischenzeitlich mit drei Stürmern.
Perfekte Bedingungen und viele Fans am Samstag
Aber es kam, wie es wohl kommen musste und die Gäste aus Darmstadt konnten ausgerechnet durch den Ex-Hertha-Spieler Sandro Wagner in der 83. Spielminute das Spiel drehen und so wichtige Punkte gegen den Abstieg erzielen. Nach Abpfiff wird feststehen, dass Darmstadt 98 im Berliner Olympiastadion den Klassenerhalt für die Saison 2015/16 perfekt gemacht hat und so ließ sich die Mannschaft von den zahlreich mitgereisten Fans umfangreich feiern – was allerdings Sandro Wagner nach seinem Treffer in die Ostkurve rennend geritten hat, wird wohl auch nur er wissen und später wortreich seine Ausreden mitteilen.
Video: Sandro Wagner mit seinem Torjubel vor der Ostkurve
Darmstadt 98 feiert Nichtabstieg nach dem Spiel bei Hertha
Ich halte es für extrem unsportlich, vor den gegnerischen Fans gestenreich das Tor zu feiern, anstatt es mit den eigenen Spielern tun. Aber wenn man immer nur sich selbst in Szene setzen will, dann springt man über jedes Stöckchen, welches sich bietet – als Mensch und Spieler polarisierte er ja im Grunde genommen schon innerhalb seiner ganzen Karriere und wie es nun mit ihm weitergeht, wird sich zeigen. Nach seiner Unsportlichkeit bekam er die gelbe Karte und auch in den restlichen Minuten gingen die Pferde mit ihm durch, nach einem Foul bekam er ein weiteres Mal seine Bühne, die er wohl braucht und holte sich die gelb-rote Karte ab.
An der Seitenlinie „in the Zone“ – Dirk Schuster und Pal Dardai
Durch so viele Nebenkriegsschauplätze ging fast schon unter, dass Hertha BSC die schlechte Phase auch in diesem Spiel nicht unterbrechen konnte und selbst nach Führung gegen einen Abstiegskandidaten in einem für die Hauptstadt entscheidenden Spiel nicht mehr nachzulegen in der Lage war. Dass dies gegen Bayern oder Dortmund nicht gelang vor vollen Rängen, das kann man mit dem Qualitätsunterschied begründen – aber hier wie auch gegen Hannover 96 und andere hätte man noch einmal zeigen können, was in einem steckt und die Fans hätte man positiv in die Sommerpause schicken können mit einem Heimsieg bei bestem Wetter gegen einen schlagbaren Gegner. So bleibt als Eindruck nach dem Besuch wieder eine Niederlage und man wundert sich immer, warum das Olympiastadion nur gegen das obere Establishment der Bundesliga ausverkauft ist und die Leute nicht öfter zu den Blau-Weißen pilgern. Vor dem Spiel ist die Stimmung immer sehr gut, aber im Kopf sind nicht alle Spieler frei und das ändert sich auch in der nächsten Saison wahlweise nach oben oder unten nicht.
Was bleibt, ist nach der Niederlage gegen Darmstadt trotzdem in der nächsten Saison die Teilnahme bzw. die Möglichkeit der Teilnahme nach einer überstandenen Qualifikation zur Europa League, obwohl man manchmal den Eindruck hatte, dass man sich auch in der nächsten Saison nur auf den DFB-Pokal sowie die Liga konzentrieren möchte. Spielerisch hakt es vor allen Dingen in den Heimspielen an der Überbrückung des Mittelfeldes von der Abwehr zum Sturm, ansonsten darf und muss man ja wohl auch zufrieden sein über eine überwiegend sorgenfreie Saison ohne Abstiegsangst und der Möglichkeit zum Träumen oder Spekulieren. Jedoch die Königsklasse sollte man auch weiter als Ziel haben, im Augenblick aber den erfolgreicheren Teams überlassen. Jetzt wird wieder die Diskussion um das Olympiastadion in den Vordergrund geraten bzw. das neue Angebot – man hat übrigens keine Garantie, dass ein neues Stadion automatisch den Klassenerhalt sichert und die Stimmung explodieren lässt….. Danke trotzdem.