Ja nun ist es wahr geworden: ich bin kein Individuum mehr, sondern repräsentiere einen Prozent der Bevölkerung und meinen beruflichen oder finanziellen Status übernehmen aus statistischen Gründen jetzt viele viele andere automatisch. Tut mir leid, ich habe das nicht gewollt – aber als der Brief vom Statistischen Bundesamt nach Hause kam mit der Aufforderung zur Teilnahme war eben klar zu lesen: “Der Bundesgesetzgeber hat eine Auskunftspflicht für fast alle Fragen angeordnet” also hätte man auch kaum eine Möglichkeit gehabt, diesen auszuweichen. Ich habe mich auch gefragt “wie wird man ausgewählt” für die Umfrage und darüber informiert destatis: “nach einem festgelegten statistischen Zufallsverfahren ausgewählt werden”
Mit Ausnahme der Fragen zum Datenabgleich waren es aber alles Fragen, mit deren Beantwortung ich für staatlich-statistische Zwecke im Grunde keine Probleme hatte. Wer generell solcherlei Dingen skeptisch gegenübersteht, wird zweifelsfrei ein paar graue Haare mehr bekommen haben. Schlimmer finde ich es, von privaten Diensten ausgehorcht zu werden oder lesen zu müssen, dass diese verkauft und auf andere Art und weise weitergegeben werden. Es gab die Wahl zwischen einem Termin hier zu Hause oder der Möglichkeit eines Rückrufes mit Zeitvorschlag. Ich wählte letzteres und das Interview führten wir also telefonisch, abends um 18 Uhr und es dauerte etwa eine Viertelstunde. Die Brief-Form scheint auch eine Alternative zu sein, wie dem Blog @ Alyama zu entnehmen ist – ich mag aber keine Formulare, lieber Telefon.
Ein wenig überrascht war ich, als sich zum Ende des Gespräches herausstellte, dass ich nun weitere drei Befragungen dieser Art vor mir hatte. Und so entscheide ich auch in den nächsten Jahren mit über das durchschnittliche Gesamt-Netto in Deutschland, die Anzahl der Single-Haushalte oder die Art und Länge der Beschäftigung. Fragen zur Gesundheit kann man, muss man aber nicht beantworten und werden, wie alle anderen Antworten auch, gemäß §16 des Bundesstatistikgesetztes geheimgehalten.
Die anonymisierte Veröffentlichung hatte dann auch nichts mehr mit meiner Person im einzelnen zu tun, sondern erfolgte natürlich in Form von Zahlen, Tabellen und Prozentwerten. So wie es auch in dem beigefügten Info-Schreiben zu lesen war. Anbei noch das Gesetz zur Durchführung einer Repräsentativstatistik über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt sowie die Wohnsituation der Haushalte. Sehr interessant! Die Ergebnisse sind nun endlich ausgewertet und RP-ONLINE berichtet darüber.
Auf jeden Fall ist dieses realistischer, als zum Beispiel das von mir immer wieder zu Recht kritisierte Märchen von der Einschaltquote im Fernsehen, denn dort wird nur ein bestimmter Teil zur Statistik herangezogen und andere haben schlicht überhaupt keine Möglichkeit, vor die Wahl bzw. die Frage gestellt und dadurch hat die Einschalt-Quote weder etwas repräsentatives, noch etwas informatives zu bieten.